
- Einlass: 19.00
- Beginn: 20.00
- Tickets kaufen: https://www.eventim.de/event/timsen-vun-hier-un-dat-ganz-nah-gruenspan-19793011/
- Credit: Sven Sindt
Datum
- Mittwoch 30. April 2025
- Die Veranstaltung hat bereits stattgefunden.
TIMSEN
- Einlass: 19.00
- Beginn: 20.00
- Tickets kaufen: https://www.eventim.de/event/timsen-vun-hier-un-dat-ganz-nah-gruenspan-19793011/
- Credit: Sven Sindt
Mit seiner Band Santiano hat Hans-Timm „Timsen“ Hinrichsen nicht weniger als acht #1-Alben in den deutschen Charts platziert. Und doch ist der Sänger ein unglaublich bodenständiger Typ. Die Gründe dafür sind vielfältig – und haben doch alle einen Ursprung: seine Herkunft. Timsen wuchs als Bauernsohn in einem kleinen Dorf auf der schleswig-holsteinischen Geest auf. Noch heute lebt er in einem Dorf in der Nähe von Schleswig. Und selbst dann, wenn er in der Weltgeschichte unterwegs ist, hört man seine Heimat in jedem Wort: Kaum ein Gespräch mit ihm vergeht, ohne dass er ein paar Brocken feinstes Plattdeutsch einstreut. Es ist ein wichtiger Teil seiner Identität – und spielt auch auf seinem neuen Soloalbum eine zentrale Rolle. „Vun Hier“ heißt es und erscheint Anfang 2025 über DolceRita Music/Warner Music.
Das Besondere am Plattdeutschen: Es ist kein Dialekt wie Bayerisch oder Hessisch, sondern eine eigenständige Sprache. Sie wurde 1999 in die Europäische Charta der Regional- und Minderheitensprachen aufgenommen und steht damit unter besonderem Schutz. Und noch etwas unterscheidet Plattdeutsch von anderen Sprachen: Es erfreut sich großer Beliebtheit.
Gerade in den letzten Jahren ist die ehemals westgermanische Sprache auf der Beliebtheitsskala nach oben geschossen. Vor allem bei jungen Leuten. Aber warum eigentlich? Die vielleicht plausibelste Erklärung: Platt steht weit mehr als Hochdeutsch für so ein Down-to-Earth-Gefühl, gepaart mit regionaler Verbundenheit. All das also, wofür auch Timsen steht. „Heimat ist vor allem ein Gefühl“, sagt er. „Ein Ort, an dem man sich wohlfühlt. Wo man sich angenommen fühlt. Vertrautheit spürt.“
Schon zu Beginn von Timsens Karriere spielte der lokale Bezug eine große Rolle. Als junger Mann machte er sich in der norddeutschen Musikszene einen Namen und veröffentlichte sowohl mit seiner Band „Timsen un sien Lüüd“ als auch mit seinem Bruder Klaus mehrere Alben. Der Clou: Er sang auf Plattdeutsch! So ist es ein Zirkelschluss der besonders schönen Art, dass Plattdeutsch auf Timsens kommendem Soloalbum „Vun hier“ wieder eine größere Rolle spielen soll: „Plattdeutsch“, sagt er, „ist für mich immer noch die Sprache, in der ich lebe, denke, träume, rechne…“.
Deshalb wirken Lieder wie „Wi holt tosom“ besonders authentisch. Der Song handelt von einem Paar, das zusammenhält, egal welche Hindernisse das Leben in den Weg stellt. Schon das fröhliche Pfeifen zu Beginn macht deutlich: So schnell verlieren die beiden ihre Zuversicht nicht.
Und mit jedem neuen Jahresring an ihrem Beziehungsbaum wird ihr Band nur noch unerschütterlicher. „Wenn es mal Stress gibt“, resümiert Timsen, „kann man ja auch etwas daraus lernen.“ Zusammenhalt ist für ihn im Alltag enorm wichtig. Ob in der Familie, im Job oder in der Gesellschaft: „Man sollte füreinander einspringen.“ Man spürt bei „Wi holt tosom“ eine übergreifende Tiefgründigkeit. Musikalisch schiebt dieses Lied den Fokus ein gutes Stück in Richtung Folk, was nicht zuletzt an der Fiedel und der akustischen Gitarre liegt. Gegen Ende explodiert es wie ein Feuerwerk. Dieser Titel ist so etwas wie eine unkitschige Liebesballade geworden. In Timsens Herzenssprache Platt. Andere Stücke sprechen eher Rockfans an. Die Texte spiegeln wunderbar die Herkunft des Musikers wider. Niemals würde er verleugnen, dass er „Nordisch by Nature“ ist. „Wir haben Werften und Warften“, bilanziert er. In seiner persönlichen Wahrnehmung ist der Norden aber nicht bloß muckelig, sondern hat auch seine rauen Seiten.
Und so bildet auch „Vun Hier“ die ganze Bandbreite des Lebens ab, untermalt von einem mitreißenden Sound. „Das klingt nicht wie 70/80er Jahre, so melancholisch norddeutsch“, sagt Timsen dazu, „sondern es geht in einen moderneren Sound, rockig, auch folkig-rockig. Und marschiert ordentlich nach vorne.“
Mit „Aff un to“ covert Timsen den BAP-Klassiker „Aff un zo“ – nicht die einzige Referenz an geschätzte Kollegen: Für einige Songs wird Timsen Gastkünstlerinnen und Gastkünstler aus anderen deutschsprachigen Bundesländern einladen, die mit ihm in ihrer eigenen Mundart singen. „Für mich war von Anfang an klar, dass ich mir für mein Album ein paar Gäste dazu holen wollte“, sagt er dazu. „Vor allem mit anderen Mundarten und Dialekten. Denn bei aller Eigenheit gilt eben doch: Wir sind eine Community.“ Außerdem kann sich der Musiker hundertprozentig mit dem Text von „Aff un zo“ identifizieren: „Tatsächlich ist das Leben mal so und mal so.“ Daneben sticht vor allem der energiegeladene Song „Instagram“ heraus, in dem Timsen auch auf Hochdeutsch singt. Die Zeile „Ich war noch nie auf Instagram“ kommt nicht von ungefähr. Mit den sozialen Medien tut sich der Musiker eher schwer. „Ich bin ein echtes Greenhorn“, gesteht er.
Ich habe keine Ahnung von Social Media.“ Der persönliche Kontakt ist ihm einfach wichtiger. Schon immer. Schon als er in Schleswig in der Kinder- und Jugendpsychiatrie gearbeitet hat, hat er gelernt, worauf es ankommt: mit Menschen zusammen sein und miteinander reden. Ein Schnack mit dem Postboten gehört für Timsen schlicht zum guten Ton. So ist das eben auf dem Land. Dort, wo er aufgewachsen ist – seine Eltern bewirtschafteten einen Bauernhof im Kreis Schleswig-Flensburg: „Plattdeutsch war unsere Alltagssprache.“ Auch die Musik spielte in seinem Leben schon früh eine Rolle. In der Familie wurde viel gesungen, seine Mutter spielte Klavier, und nicht nur das: Das Instrument stand lange Jahre im Kinderzimmer. Und zum Einschlafen spielte die Mutter etwas vor. Es sollte nicht lang dauern, bis die Kinder selbst musikalisch aktiv wurden: Zusammen mit seinen Brüdern hatte Hans-Timm eine Hausband. Mit sechs Jahren schnappte er sich zum ersten Mal die Gitarre seiner Schwester, mit zwölf hatte er sich ein eigenes Schlagzeug zusammengespart und gründete schließlich seine erste Band. So entwickelte er sich Schritt für Schritt weiter – ohne sich jemals von seinen Wurzeln zu entfernen: „Für mich ist es total schön, jetzt wieder auf Plattdeutsch zu singen und ein norddeutsches Album herauszubringen.“